- Was ist Endometriose?
- Was passiert bei Endometriose?
- Warum ist Endometriose so schmerzhaft?
- Was soll ich tun, wenn ich Endometriose-Symptome habe?
- Wie erkennt man Endometriose?
- Was hilft gegen Schmerzen bei Endometriose?
- Wie behandelt man eine Endometriose?
- Wann ist bei Endometriose eine OP notwendig?
- Wie lerne ich, mit Endometriose zu leben?
Aargh, jeden Monat diese Schmerzen im Unterleib! Nicht dass es ein Trost wäre, aber: Regelschmerzen kennt fast jede Frau. Schmerzt es vielleicht bei dir besonders schlimm? Dann solltest du hier aufmerksam weiterlesen.
Denn bei etwa 2 Millionen Frauen in Deutschland sind die Schmerzen mehr als nur eine Begleiterscheinung der Periode, sondern Anzeichen einer chronischen Unterleibserkrankung namens Endometriose, die nicht nur verdammt schmerzhaft ist, sondern auch unfruchtbar machen kann.
Was ist Endometriose?
Bei einer Endometriose handelt sich um eine zwar gutartige, aber sehr schmerzhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutter. Die entsprechenden Zysten und Entzündungen treten meist im Bauchraum auf. Das Gewebe ähnelt der Gebärmutterschleimhaut und kann mit dem hormonellen Zyklus wachsen und bluten.
Was passiert bei Endometriose?
Wo sich die Gewebeinseln bzw. Endometrioseherde ansiedeln, machen sie nur Ärger. "Die Gebärmutterschleimhaut kann auf den Organen des kleinen Beckens und des Bauches sitzen und sogenannte Endometrioseherde bilden", erklärt die Hamburger Gynäkologin Dr. Enikö Berkes, "Diese Endometrioseherde befinden sich häufig auf den Eierstöcken und bilden dort sogenannte Scholokadenzysten. Herde können aber auch auf den Eileitern, der Beckenwand, Harnblase, Harnleiter und Darm entstehen".
In diesen Außenposten reagieren sie wie die Schleimhautzellen in der Gebärmutter auf die Hormonschwankungen des Zyklus'. Die Herde werden auf- und abgebaut und bluten zyklisch. Dummerweise kann dieses Blut aber nicht nach außen abfließen, weshalb sich die Endometrioseherde noch weiter vergrößern. Manchmal bilden sich sogar blutgefüllte Zysten. Dann kommt es zu Entzündungsreaktionen.
Warum ist Endometriose so schmerzhaft?
Als wäre alles noch nicht schlimm genug, tritt in der Umgebung der Endometrioseherde ein Wachstumsfaktor (Eiweiß, das Wachstum anregt) in größeren Mengen auf. Er sorgt dafür, dass Nervenfasern in die Herde einsprießen – kein Wunder also, dass das Ganze so schmerzhaft ist!
Die Entzündungen führen im Unterleib auch zu Verklebungen und Verwachsungen mit der Umgebung. "Das Wachstum der Endometrioseherde löst eine lokale Entzündung aus, die langfristig die Verklebung der Beckenorgane zur Folge hat", erklärt Chefärztin Dr. Enikö Berkes, "Durch die Endometrioseherde sowie die Verklebungen sind die Anatomie und die Funktion der Beckenorgane, z.B. Eierstöcke, Eileiter, Harnblase, Harnleiter und Darm gestört und es treten starke Schmerzen auf".
Mögliche Folge: zyklusunabhängige Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Schmerzen beim Stuhlgang und Wasserlassen – besonders während der Menstruation –, Blut im Urin, Unfruchtbarkeit. Die Expertin ergänzt: "Bei lange bestehender Erkrankung werden die zyklusabhängigen Schmerzen durch chronische Unterbauchschmerzen begleitet".
Was soll ich tun, wenn ich Endometriose-Symptome habe?
Einige dieser Symptome treffen auf dich zu? Dann solltest du sicherheitshalber zum Frauenarzt gehen. Dr. Enikö Berkes: "Die Abklärung beinhaltet eine umfassende gynäkologische Untersuchung, inklusive Spiegeleinstellung und Tastbefund, eine gynäkologische transvaginale Ultraschalluntersuchung sowie die Ultraschalluntersuchung der Niere".
Wichtig zu wissen: Endometriose tritt nicht erst im hohen Alter auf! Sie kann schon direkt nach der ersten Regelblutung auftreten. Also ganz nach dem Motto: "Lieber zu früh als zu spät". Studien kamen zu dem Ergebnis, dass bei etwa 64 Prozent aller Frauen, die unter starken Regelschmerzen litten, Endometrioseherde nachweisbar sind.
Dass von Endometriose betroffene Frauen zudem psychisch stärker belastet sind, bestätigte jetzt auch eine Studie: Sie hätten mental stärker als andere unter den Bedingungen der Corona-Pandemie gelitten.

Wie erkennt man Endometriose?
Da es eine Vielzahl von Ursachen für sehr schmerzhafte Unterleibsbeschwerden gibt, wird Endometriose oft erst recht spät erkannt: "Die Symptome werden häufig mit chronischen Blasenentzündungen, Darmerkrankungen oder orthopädischen Ursachen verwechselt", so die Expertin. Meist passiert das im Zusammenhang mit der Ursachenforschung für einen unerfüllten Kinderwunsch.
"Der Verdacht auf Endometriose kann anhand der typischen Symptome, eines gynäkologischen Untersuchungsbefundes sowie typischer Bilder im Ultraschall festgestellt werden", erklärt Dr. Enikö Berkes. Es kann auch sein, dass die Gynäkologin beim Tasten und Ultraschall keine Herde findet. Dann ist es gut möglich, dass sie sich dort angesiedelt haben, wo sie der Ultraschall nicht sehen und die Hand nicht tasten kann. Nur eine Bauchspiegelung bringt letztendlich Gewissheit, ob und wie stark du an Endometriose leidest.
Ist die Diagnose gestellt, fragst du dich natürlich "und jetzt?" Sicher ist, dass sich eine Endometriose, wenn sie nicht behandelt wird, weiter ausbreitet.
Was hilft gegen Schmerzen bei Endometriose?
Kurzfristig helfen Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Naproxen und Wärme (z.B. mit speziellen Heizauflagen, Wärmekissen, Wärmflaschen oder Wärmepads). Da die Krankheit jedoch nicht von alleine heilen kann, sondern sich eher ausbreitet, sind Schmerzmittel keine Lösung, denn sie schädigen auf Dauer Leber und Nieren. Deshalb ist eine Behandlung der Krankheit auf jeden Fall notwendig, auch, weil Endometriose-Schmerzen nachweisbar die Lebensqualität von Frauen stark einschränkt und die Psyche schwer belastet.
Wie behandelt man eine Endometriose?
Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Für welche du dich entscheiden solltest, hängt vor allem auch davon ab, ob ein Kinderwunsch besteht oder nicht:
- Hormone Gegen die Regelschmerzen helfen hormonelle Verhütungsmittel mit wenig Östrogen und viel Gelbkörperhormon (Gestagene), welches das Wachstum der Schleimhautzellen bremst. Allerdings greifen diese stark in den Hormonhaushalt ein und wirken einer Schwangerschaft entgegen.
- Gestagene Pillen und Spiralen, die ausschließlich Gestagene enthalten, gaukeln dem Körper eine Schwangerschaft vor, so dass keine Schleimhaut mehr aufgebaut wird. Doch Vorsicht: Das synthetisch hergestellte Gelbkörperhormon kann schwerwiegende Nebenwirkungen wie Depressionen und Migräne haben.
- GnRH Analoga (GnRH= Gonatropin-Releasing Hormon) sind das Standardmedikament zur Behandlung einer Endometriose. Sie senken indirekt über die Hirnanhangsdrüse die Produktion der Östrogene. Dadurch bilden sich die Endometrioseherde zurück, verschwinden jedoch nicht ganz. GnRH-Analoga können Wechseljahrs-ähnliche Beschwerden wie z.B. Hitzewallungen auslösen. Da eine längere Medikation Osteoporose (Knochenschwund) zur Folge hat, ist die Behandlung in der Regel auf ein halbes Jahr begrenzt.
- Hausmittel Eine generelle Empfehlung zur Ernährung gibt es nicht, manchen Frauen hilft eine vegane Ernährung, anderen wiederum entzündungshemmende Nahrungsmittel wie Ingwer – eine generelle Heilung durch Ernährung ist jedoch nicht möglich, womöglich aber eine Linderung der Beschwerden. Hilfreich, mit dem Schmerz umzugehen, sind Bewegung und Entspannungsmethoden wie Tai Chi oder Yoga.
Wann ist bei Endometriose eine OP notwendig?
"Eine Operation, die Bauchspiegelung, ist schon allein für die Diagnosestellung nötig. Im Rahmen der Bauchspiegelung wird der Verdacht auf Endometriose nicht nur bestätigt, sondern es werden zugleich auch die Herde vollständig entfernt", erklärt Dr. Enikö Berkes. Besonders, wenn es dir nicht nur darum geht, die Schmerzen zu reduzieren, sondern auch darum, Hürden für eine Schwangerschaft aus dem Weg zu räumen, solltest du mit deiner Ärztin über eine Entfernung der Endometriose-Herde sprechen. Bei größeren Herden ist jedoch ein Bauchschnitt nötig. Studien legen nahe, dass bis zu 50 Prozent aller Frauen mit unerfülltem Kinderwünsche unter Endometriose leiden.
Schokoladenzysten und Verwachsungen kann man z.B. bei einer Bauchspiegelung entweder ausschälen oder mit einem Laser verdampfen lassen. Besteht ein Kinderwunsch, wird unter Umständen nicht das gesamte Gewebe entfernt, damit die Gebärmutter erhalten bleibt. Die Erfolgschancen sind in frühen Stadien der Krankheit höher als in fortgeschrittenen.
Besteht absolut kein Kinderwunsch, raten dagegen die meisten Ärztinnen und Ärzte zu einer Gebärmutter-Entfernung. Übrigens: Falls du gerade schwanger bist, wirst du feststellen, dass dies eine hervorragende "Medizin" gegen Endometriose ist.
Wie lerne ich, mit Endometriose zu leben?
Sicher fragst du dich: Wie ist es, dauerhaft mit Endometriose zu leben? Influencerin Anna Wilken veröffentlichte 2017, dass sie unter Endometriose leidet. Seitdem klärt sie auf Social Media über die Krankheit auf und hat sogar ein Buch "In der Regel bin ich stark: Endometriose: Warum wir unsere Unterleibsschmerzen ernst nehmen müssen! (Eden Books)" dazu geschrieben. Wir haben ihr drei Fragen dazu gestellt:
Was konntest du für dich persönlich bisher aus der Krankheit mitnehmen?
"Ich habe so meinen Körper kennen und lieben gelernt, vor allem aber habe ich gelernt, ihn zu akzeptieren. Die Endometriose zu akzeptieren – denn sie verschwindet nicht, wenn ich dagegen ankämpfe. Das hat Zeit gebraucht, und ich musste auch Tiefpunkte erleben, um zu merken, dass ich auf der falschen Fährte war. Nicht immer ist alles im Leben toll – das darf auch so sein. Man muss nicht durchgehend positiv durchs Leben rennen, genauso wenig aber nur negativ."
Dir selbst hat es zum Beispiel auch geholfen, deine Endometriose "Frieda" zu taufen. Kannst du das kurz erklären?
"Ich wollte eine Freundschaft mit mir, meinem Körper und der dazugehörigen Endometriose schließen. Durch die Namensgebung ist mir das leichter gefallen. So kann ich akzeptieren, dass nicht immer alles rosig läuft – wie ein einer normalen Freundschaft auch."
Trotzdem sind die Schmerzen ja da. Genauso wie der Kinderwunsch und all die psychische Belastungen, die das mit sich bringen. Wie schaffst du es, Energie zu schöpfen?
"Indem ich es nicht immer schaffe! Ich glaube, es gibt kaum ein Thema, bei dem so viele Emotionen zusammen kommen wie beim unerfüllten Kinderwunsch. Während einer künstlichen Befruchtung durchlebt man so viel, das kann man nicht weglächeln. Für mich ist es wichtig, meine Gedanken und Emotionen zuzulassen, auch wenn sie negativ sind. Dadurch nehme ich ihnen die macht, meinen Alltag zu bestimmen, und kann stattdessen Momente finden, um Kraft zu schöpfen und mich auf einen neuen Versuch vorzubereiten."
Eine Endometriose macht sich meist mit starken Menstruationsschmerzen bemerkbar, die aber auch zyklusunabhängig auftreten können. Obschon gutartig, schreitet sie meist voran und kann bleibende Schäden an Organen hinterlassen. In jedem Fall solltest du deine Gynäkologin auf die Möglichkeit einer Endometriose ansprechen und sie bitten, eine Bauchspiegelung zu veranlassen.
Mehr Infos findest du bei der Endometriose-Vereinigung.